Wolkenbruch im siebten Himmel by Michaela Thewes

Wolkenbruch im siebten Himmel by Michaela Thewes

Autor:Michaela Thewes [Thewes, Michaela]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-8387-5402-4
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2014-04-10T00:00:00+00:00


Gleich am nächsten Tag begann ich mit Olivers Diät. Toast und helle Brötchen gehörten genau wie Chips und Schokolade ab sofort der Vergangenheit an! Nur dass Oli selbst noch nichts davon wusste … Das spartanische Frühstück, bestehend aus Vollkornbrot und Schnittlauchquark, hatte ich damit gerechtfertigt, dass ich am Vortag nicht mehr zum Einkaufen gekommen war. Oliver hatte diese kleine Notlüge zusammen mit den Körnern brav geschluckt. Natürlich war mir klar, dass ich auf Dauer damit nicht durchkommen würde und mir was Neues einfallen lassen musste. Und ich hatte da auch schon so eine Idee …

Am Abend stand ein Rohkostsalat auf dem Speiseplan.

»Guten Appetit, ihr Lieben«, wünschte ich meiner Familie, nachdem ich die hübsch angerichteten Teller serviert hatte.

»Hm, das sieht aber lecker aus«, freute sich Kathi, die neuerdings sehr auf ihre schlanke Linie achtete. Vermutlich war da ein junger Mann im Spiel …

Ihr Vater zeigte nicht annähernd so viel Begeisterung. »Und wo ist das Dressing?«, fragte er mit langem Gesicht.

Oliver hob mit Messer und Gabel probeweise ein paar Salatblätter an, so als könnte sich die Soße darunter versteckt haben.

»Der Salat ist bereits angemacht, Oliver«, klärte ich meinen Ehemann freundlich auf. »Statt der üblichen Sahnesoße gibt’s heute zur Abwechslung mal eine Vinaigrette.«

»Hm.« Missmutig stocherte Oliver auf seinem Teller herum und brummelte dabei irgendetwas vor sich hin.

Immerhin: Der Hunger schien’s reinzutreiben. Ein Salatblättchen nach dem anderen wanderte in seinen Mund. Als der Teller leer war, legte Oliver mit einem erleichterten Seufzer sein Besteck zur Seite und sah mich abwartend an.

»Und was gibt’s als Hauptspeise, Bienchen?«

»Das war die Hauptspeise.«

»Nur Grünfutter?!?« Das letzte Mal hatte ich Oliver so empört erlebt, als in Deutschland die Herdprämie eingeführt worden war. »Ich bin doch kein Kaninchen!«

»Ich war letzte Woche beim Arzt, um mich durchchecken zu lassen«, erklärte ich ruhig. »Meine Cholesterinwerte sind zu hoch, und der Doc rät mir, für eine Weile meine Ernährung umzustellen. Ich dachte, ihr würdet mich dabei unterstützen.«

»Diääät?«

»Eine sanfte Diät«, schickte ich, als ich das panische Funkeln in Olivers Augen sah, rasch noch hinterher.

»Eine sanfte Diät? Streicheln die Radieschen dabei liebevoll den Gaumen, oder wie hab ich mir das vorzustellen?«

Zugegeben, die erhöhten Cholesterinwerte waren geflunkert, der Check-up beim Arzt jedoch nicht. Ich war gründlich auf den Kopf gestellt worden. Nachdem ich diverse Untersuchungen und Tests hatte über mich ergehen lassen und mir so viel Blut abgezapft worden war, dass ich die Arzthelferin schon im Verdacht hatte, illegal mit Blutkonserven zu handeln, hatte die niederschmetternde Diagnose endlich festgestanden: kerngesund.

»Sie gucken so enttäuscht«, stellte mein Hausarzt belustigt fest, als er mir das abschließende Untersuchungsergebnis mitteilte. »Fast könnte man meinen, Sie würden hoffen, dass ich etwas finde.«

Wenn der alte Quacksalber meine Laborwerte doch mal genauso eingehend studiert hätte wie meine Gesichtszüge! Irgendetwas muss er übersehen haben, dachte ich.

Ein Teil von mir hatte tatsächlich gehofft, dass bei der Untersuchung irgendetwas zutage kommen würde, das Tatjanas düstere Zukunftsprognose erklärte. Dann hätte ich zumindest gewusst, wo ich dran war und wie viel Zeit mir noch blieb. Alles war besser als diese Ungewissheit! Es kam mir so vor, als befände ich mich im freien Fall – jeden Moment konnte ich unten aufschlagen.



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